Zur Geschichte der St. Hubertus Schützenbruderschaft Mehlbruch-Gieslenberg
Im Jahre 1925 bildete sich innerhalb der seit 1468 existierenden Reusrather St. Sebastianus Bruderschaft die Barbara-Kompanie. Dadurch ergab sich bei den Schützenbrüdern aus Mehlbruch und Gieslenberg der Wunsch, für diesen Ortsteil ebenfalls eine eigene Kompanie ins Leben zu rufen. Die Schützen Franz Altenbach, Peter Kiwitt, Josef Scheuß und Heinrich Wimmer luden einige weitere Schützen zu einer Vorbesprechung in die „Waldschenke" (bis vor wenigen Jahren „Rheindorfer 240“) ein. Es wurde einstimmig die Bildung einer eigenen Kompanie beschlossen. Die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Reusrath erklärte sich jedoch mit der Bildung einer neuen Kompanie nicht einverstanden. Dies führte auf der Versammlung am 19. Juni 1926 in der „Waldschenke“ zur Gründung des „Hubertus Schützenverein Mehlbroich-Gieslenberg“, dem sich sofort 52 Mitglieder anschlossen. Im Gründungsvorstand waren u.a. Josef Scheuß als erster Präsident, Hubert Cohnen als sein Stellvertreter sowie Franz Altenbach als Schriftführer.
Noch in der Gründungsversammlung wurden die wichtigsten Statuten festgelegt, so u.a., daß nur Männer aufgenommen werden, die einen unbescholtenen Ruf besitzen und im Schulbezirk der Gieslenberger Schule wohnen, d.h. in den Ortsteilen Mehlbruch-Gieslenberg, Kalkhecke, Neurath und Voigtslach, das 21. Lebensjahr erreicht und das 60. noch nicht überschritten haben. Der Mitgliedsbeitrag betrug 1 Reichsmark im Vierteljahr.
Das erste Königsschießen fand am 19. September 1926 beim Schützenbruder Johann Gladbach in Voigtslach statt. Im Protokollbuch wurde dazu folgendes festgehalten:
„Die Schützen zogen an diesem Tage Punkt 2 Uhr zur Voigtslach, wo am Morgen schon die nötigen Vorbereitungen getroffen waren. Da die Tage schon sehr kurz sind, mußte sofort mit dem Schießen begonnen werden. Geschossen wurde mittels geschlossener Liste, außerdem gab es noch ein Preisschießen. Die Bedingungen waren folgende: Jedes verheiratete Mitglied muß die Königswürde anerkennen, ein unverheiratetes Mitglied kann, wenn der Vater Mitglied ist, auf denselben die Königswürde übertragen, andernfalls kommt die nächste Nummer an die Reihe. Der Schützenkönig bekommt als Vergütung RM 100, davon werden beim ersten Königsschießen RM 20 und beim nächsten Schützenfest RM 80 ausgezahlt. W. Püllen jr. holte den Königsvogel mit dem 34. Schuß herunter. Nach Öffnung des versiegelten Umschlages wurden 34 Schüsse auf die im Umschlag befindliche Nr. 44 ausgezählt und Peter Hucklenbroich als 1. Schützenkönig der Hubertus-Schützen ausgerufen. Der Schützenkönig wurde mit Fackelzug zur Schwemmkaul geleitet.“
Vom 02. bis 04. Juli 1927 wurde das erste Schützenfest gefeiert. Gegenüber der Gaststätte "Zur Schwemmkaul" konnte der in Eigenbau errichtete Scheiben-Schießstand eingeweiht werden. Die Schützen richteten mit der Lehrerschaft der Schule erstmals den St. Martinszug aus und kauften dafür die Kostüme für St. Martin und seine Begleiter aus der Schützenkasse. Eine Jungschützengruppe mit 23 Mitgliedern und ein Tambourkorps wurden gegründet.
Im Jahre 1928 beschloss die Generalversammlung als äußeres Zeichen der Zusammengehörigkeit eine Vereinsfahne anzuschaffen, die auf der Vorderseite das Emblem des Heiligen Bischof Hubertus mit dem kreuztragenden Hirsch und auf der Rückseite die Inschrift:
"Einer für Alle - Alle für Einen"
trägt. Am 06. Mai wurde die neue Fahne unter großer Beteiligung der Bevölkerung durch Pfarrer Miebach in der St. Barbara Kirche zu Reusrath geweiht. Zu diesem Anlass wurde auch die erste Festschrift der Vereinsgeschichte herausgegeben.
1936 teilte die geheime Staatspolizei mit, dass Schützenbruderschaften als kirchlich konfessionelle Vereine anzusehen waren und dass ein öffentliches Auftreten nicht mehr erlaubt war. Entgegen diesem Verbot wurde dennoch im Juli das 5. Schützenfest in alter Form mit Festgottesdienst gefeiert. Die Königswürde errang Johann Wadenpohl mit seiner Gattin Helene. Das Patronatsfest wurde verboten, weil damit ein Gottesdienst und die Gefallenenehrung verbunden war. Trotzdem wurde der Gottesdienst, ohne Schützentracht, und eine Feier zu Ehren des Heiligen Bischof Hubertus durchgeführt.
Nachdem auch die für den St. Martinszug gesammelten und für die Schulkinder bestimmten Tüten und Weckmänner auf Anordnung der NSDAP durch die Polizei beschlagnahmt wurden, stellte die Bruderschaft ihr Eigentum sicher und ihre Tätigkeit bis auf weiteres ein. Dann brach eine Zeit herauf, die sich wie ein Schatten auf das Bruderschaftsleben legte und ihre Existenz bedrohte: Die Bruderschaft wurde formell aufgelöst, ihre führenden Mitglieder arbeiteten jedoch im Stillen weiter.
Heinrich Krings wurde 1944 neuer Brudermeister.
Am 15. April 1945 rollten amerikanische Panzer über die Rheindorfer Straße. Die nationalsozialistische Diktatur fand damit ihr Ende.
Das erstes öffentliche Auftreten folgte zum Fronleichnamsfest. Die große Beteiligung zeigte, wie sehr ein Ende des unheilvollen Krieges und der Diktatur
herbeigesehnt worden war.
Die erste Mitgliederversammlung nach dem Kriege fand im Jahr 1946 statt. Die Bruderschaft wurde von der britischen Militärregierung anerkannt.
1947 wurde der Name in St. Hubertus-Schützenbruderschaft geändert. Im Jahre 1948, nach Durchführung der Währungsreform (Beginn der Deutschen Mark), betrug der Kassenbestand DM 22,30. Mit 20 Schützen nahm die Bruderschaft an der 700-Jahr-Feier des Kölner Doms teil. Das erste Schützenfest nach dem Krieg konnte die Bruderschaft im Jahr 1949 feiern. Das Ausschießen der Königswürde war von der Militärregierung noch verboten, so daß man sich entschloß, zur Ermittlung des Königs das Losverfahren durchzuführen. Das Los fiel auf Hubert Cohnen, der damit Johann Wadenpohl nach 13jähriger Regentschaft (1936-49) als König ablöste.
Seit dem Jahr 1953 wird derjenige Schützenkönig, der den Königsvogel herunterschießt; so ist es bis heute geblieben. Im Jahr 1958 wurde Johann Gladbach neuer Brudermeister. Erstmals nach dem Kriege konnte das Schützenfest 1959, nach 23 Jahren, wieder im Saale Schopen (Schwemmkaul) gefeiert werden; bis dahin bot er noch Flüchtlingen eine Unterkunft. Am 29. Mai 1962 wurde die St. Sebastianus-Glocke aus der Mutterpfarre St. Barbara unter Begleitung des Tambourkorps und der Schützen von St. Hubertus und St. Sebastianus nach Gieslenberg geholt und dort auf dem Grundstück aufgestellt, wo sie dann am 03. Juni die Feier zum 1. Spatenstich für die Kirche St. Gerhard einläutete. Am 08. November 1964 wurden die für St. Gerhard bestimmten 5 Bronzeglocken geweiht. Die 4. Glocke ist dem Patron der St. Hubertus-Schützenbruderschaft gewidmet und trägt folgende Inschrift:
"St. Hubertus, der ein Bischof war,
bitte für die Junge Männer Schar,
die sich um Christi Thron gesellen,
und sich der Not der Zeiten stellen."
Zu Weihnachten wurde die Kirche von Pfarrer Josef Ravens im Auftrag des Bischofs gesegnet und die erste Hl. Messe gefeiert. Von da an konnten alle Veranstaltungen rund um das Schützenfest (Gottesdienst, Schießen, Abendveranstaltungen) vor Ort abgehalten werden. Seit 1969 finden die Schützenfeste jährlich statt. Josef Maus wurde von der Generalversammlung zum neuen Brudermeister gewählt. 1973 erfolgte der Eintrag der Bruderschaft ins Vereinsregister. Anfang 1974 wurde der Saal Schopen, über Jahrzehnte unser Festsaal, geschlossen. Die Schützenfeste wurden vorübergehend in einem Zelt gefeiert.
Nachdem 1974 der neue Aussenschießstand auf dem Gelände hinter der "alten Schule" fertig gestellt wurde, richtete die Bruderschaft im Jahre 1975 das Bundesfest des Bezirks Rhein/Wupper-Leverkusen aus. Zum 50jährigem Jubiläum 1976 zählte die Bruderschaft 100 Altschützen und 39 Jung- und Schülerschützen. Mit großem Anteil an Eigenleistungen der Schützen wurde 1977 die Hubertushalle fertiggestellt. Seitdem ist sie unser neues Zuhause und alle Feste der Bruderschaft werden dort abgehalten.
Walter Hartmann löste 1983 Josef Maus als Brudermeister ab; der wiederum 1989 das Amt an Rainer Maus abgab. Rainer Maus wurde somit zum 5. Brudermeister der Hubertusschützen.
2001 wurde das 75jährige Jubiläum gefeiert.
Nach Gesetzesänderungen im Jahr 2006 durfte der Aussenschießstand in der vorhandenen Form nicht mehr benutzt werden. Vorrübergehend wurde für das Königsschießen ein fahrbarer Schießstand bei den Reusrather Schützen geliehen. 2007 stand ein Führungswechsel bei den Hubertus-Schützen an: Nach 18 Jahren trat Rainer Maus nicht wieder zur Wahl des Brudermeisters an. Sein Nachfolger wurde Heinz-Dieter Markett.
Der Umbau des Aussenschießstand wurde fertig gestellt. Bei der Generalversammlung 2013 stand Heinz-Dieter Markett als Brudermeister nicht mehr zur Verfügung. Brudermeister wurde Raimund Zimmermann.
Bei der Generalversammlung am 19. März 2016 wurde nach vielen vorausgegangenen Diskussionen eine Satzungsänderung beschlossen: Von nun an können auch Frauen ative Mitglieder in der Bruderschaft werden.